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Beyond Interfaces

  • Chapter
Software-Ergonomie ’99

Part of the book series: Berichte des German Chapter of the ACM ((BGCACM,volume 53))

  • 434 Accesses

Zusammenfassung

Sir Charles Perry Snow (1905-1980) war Schrifsteller und Physiker, hoher Staatsbeamter und kritischer Beobachter gesellschaftlicher Entwicklungen. Im Mai 1959 hielt er in Cambridge eine Rede mit dem Titel: „Die Zwei Kulturen“- Literarische und naturwissenschaftliche Intelligenz, die für viele Jahre eine kontroverse Diskussion auslöste. Ich greife diesen in Deutschland erstmals 1967 publizierten Text wieder auf, da er mir im übertragenen Sinne auf eine Problematik anwendbar zu sein scheint, die auch Gegenstand dieses Symposiums ist: Software-Ergonomie versus Software-Design.

Gerne wird ja — nicht nur in Ihren Kreisen hier — der Satz kolportiert:

  • wenn es gut aussieht — aber nicht zu bedienen ist — dann ist es Design.

Diesen Satz kann man natürlich auch gerne umkehren:

  • wenn es vermeintlicherweise gut zu bedienen ist — aber grausam aussieht — dann ist es Konstruktion, Informatik, Ergonomie usw.

In diesem Spannungsfeld bewegen sich auch heute noch die Debatten: einerseits die nach DIN und ISO entwickelten Programme, bei denen sodann die unvermeintlichen GUI-Style-Guides grüßen lassen, anderserseits die überschäumenden Web-Seiten-Gestaltungen, CD-ROM’s, die Welt der Spiele usw.; eklatanter könnten die Brüche gar nicht sein. Eine Parallele drängt sich auf: in der Produktentwicklung des 20. Jahrhunderts dominierte über Jahrzehnte hinweg die Funktion vor der Form, da das Dogma lautete sogar: „form follows function“. In den 80er Jahren geriet diese Bewegung an ein natürliches Ende: die sich immer mehr ähnlicher werdende Technik bedarf zunehmend der Differenzierung, um für den Kunden überhaupt noch unterscheidbar und damit erkennbar zu werden. Design ist also ein Instrument, den technologischen Fortschritt anschaulich zu machen, Innovationen zu visualisieren. Heute werden beispielsweise in der Automobilindustrie neue Fahrzeugkonzepte zuerst vom Design her bestimmt (Smart, New Beetle, AUDI TT etc.) und dann technologisch umgesetzt. In vielen anderen Produktbereichen ist es ähnlich, nicht mehr das Sein bestimmt unser Bewußtsein — sondern das Design.

Das Wort von den zwei Kulturen meint heute also einerseits die technisch-konstruktive und andererseits die ästhetisch-gestalterische Realität der Produktentwicklung. Seit den 80er Jahren wird auch propagiert, daß der Umgang mit Computern als eine neue Kulturtechnik begriffen werden müsse. Von „Kultur“ jedoch kann man vielleicht gerade einmal bei dem einen oder anderen Hardware-Hersteller sprechen (wie z.B. Apple), in Bezug auf Software fallen mir dazu eigentlich nur ganz wenige Beispiele ein.

Woran dies im einzelnen liegt, was dagegen getan werden könnte und worauf es dabei überhaupt ankommt — darum soll es in diesem Vortrag gehen, der so gesehen vielleicht zu einem „Interface“ werden könnte, zwischen den zwei Kulturen der Informatik und des Design. Dabei soll auch gezeigt werden, daß in vielen Fällen an den Menschen vorbei entwickelt wird, nicht die Bedürfnisse, Wünsche und Sehnsüchte der Benutzer stehen im Vordergrund, sondern die teilweise absurden Logiken der Entwickler. Die gesamte Digitalisierung ist möglicherweise einer jener gigantischen Irrtümer, der uns über Jahrzehnte hinweg bereits in Schach hält und auch noch rund zwanzig Jahre halten wird. Beyond Interface — das wäre eine Kultur von Hard- und Software nach dem Ende des mikroelektronischen Zeitalters.

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© 1999 B. G. Teubner Stuttgart · Leipzig

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Bürdek, B.E. (1999). Beyond Interfaces. In: Arend, U., Eberleh, E., Pitschke, K. (eds) Software-Ergonomie ’99. Berichte des German Chapter of the ACM, vol 53. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99786-9_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99786-9_3

  • Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-519-02694-5

  • Online ISBN: 978-3-322-99786-9

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