Zusammenfassung
Die Metonymie verwendet ein Wort in der Bedeutung eines anderen Wortes, das semantisch mit dem verwendeten Wort in einer realen Beziehung steht. Das hat für unser Thema zwei Implikationen. „Künstliche Intelligenz (KI)“ und „Artificial Intelligence (AI)“ stehen nicht in einem bloßen Umbenennungsverhältnis zueinander, etwa wie „Schwarzerd“ und „Melanchthon“. Vielmehr hat eine Bedeutungsverschiebung stattgefunden. Auf die heuristische Fruchtbarkeit dieser Bedeutungsverschiebung hat Karl Leidlmair hingewiesen; sie ist zentrales Thema dieses Workshops. Es handelt sich aber, zweitens, auch nicht bloß um eine metaphorische Redeweise. Anders als in der Metapher vollzieht sich die Bedeutungsverschiebung außerhalb der Ebene des Begriffsinhalts: Das zu Bezeichnende steht zu dem, durch dessen Name es bezeichnet wird, in einer realen, sei es zeitlichen, räumlichen, ursächlichen, logischen oder erfahrungsmäßigen Beziehung. Auf diesen Sachverhalt hat Heinz Hülsmann aufmerksam gemacht. Und vor allem hat er, indem er ihre realen Entsprechungen in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Dynamik aufgespürt hat, die Metonymie als sozialwissenschaftliche Zugriffsmöglichkeit, als Instrument der Analyse fruchtbar gemacht. Es geht ihm darum, zu zeigen, daß die Realitat, wie vermittelt auch immer, in der Sprache und in den Zeichen präsent ist. Es geht ferner darum, zu zeigen, daß die geschichtliche Genesis solcher Zeichen mit der historisch je spezifischen Formung und Ausprägung von Sozialität zusammenfällt, daß die Vermittlung der Zeichen und die in den Zeichen wirksame Vermittlung und Vermitteltheit selber eine soziale ist, die aus dem Leben und Arbeiten, aus dem geschichtlichen Gang, dem Denken und Handeln der sozialen Gebilde, ihren Figurationen, hervorgebracht wird.
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Bammé, A. (1989). Das Metonym „KI“. In: Retti, J., Leidlmair, K. (eds) 5. Österreichische Artificial-Intelligence-Tagung. Informatik-Fachberichte, vol 208. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-74688-8_56
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