Zusammenfassung
Wissenschaftliche Theoriebildung hat — zumal in der Psychologie — schon immer Anleihen bei anderen Wissenschaften gemacht. Ob bei William James zu Ende des vorigen Jahrhunderts die menschliche Aufmerksamkeit mit dem Lichtkegel einer Lampe verglichen wurde, ob die Triebtheorie der Psychoanalyse Sigmund Freuds das Bild eines hydraulischen Systems mit Sicherheitsventilen und Druckausgleichsmechanismen provozierte, ob später die mathematisch-psychologische Entscheidungstheorie sich marktwirtschaftlicher Analogien bediente, immer waren Modelle anderer Wissenschaften zwar nicht buchstäblich, aber metaphorisch übernommen worden und hatten zur Formulierung von Theorien über den Menschen angeregt. Speziell für die Kognitions-psychologie moderner Prägung, die sich in den fünfziger Jahren herausbildete, hat sich die Ansicht eingebürgert, daß sie eine Frucht der „Computermetapher“ sei. In der Tat hat sicherlich das Interesse an Kybernetik wie Informationstheorie, beide um 1948 entstanden, in Zusammenhang mit dem Beweis des Machbaren, den die ersten Computer lieferten, der kognitiven Psychologie mächtige Impulse vermittelt. Und einzelne ihrer Ergebnisse, wie das nahezu für ein Jahrzehnt forschungsleitende Modell menschlicher Informationsverarbeitung von Atkinson & Shiffrin (1968), lesen sich wie der Nachbau eines damaligen Rechners. Mir scheint aber, daß eigentlich nicht die Metapher vom Computer den Aufschwung der kognitiven Psychologie und der Kognitionswissenschaft bestimmt hat, und daß insofern die populäre Ansicht fehlgeht. Doch davon später. Wenden wir uns zunächst der gängigen Kritik zu, die gegen jedwede Parallele zwischen Geist und Computer gerichtet ist.
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Literatur
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Strube, G. (1992). Wider die Computermetapher. In: Langenheder, W., Müller, G., Schinzel, B. (eds) Informatik cui bono?. Informatik aktuell. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-77808-7_30
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