Zusammenfassung
Das Ziel dieser Arbeit ist es, ausgehend von der Diskussion, mentale Bilder als Möglichkeit, Information — insbesondere räumliche Information — auf eine besondere Art und Weise zu repräsentieren, den Begriff der analogen Repräsentation zu untersuchen. Zuerst werden in Ermangelung einer tragfähigen Definition mentaler Bilder zwei Experimente vorgestellt, die ihre Eigenschaften deutlicher hervortreten lassen. Zu einem vorläufigen Abschluß gelangt diese Darstellung durch einen Katalog der wichtigsten Eigenschaften innerer Bilder. Daraus ergibt sich die zentrale Aussage, daß mentale Bilder räumliche Information in einer analogen Art und Weise repräsentieren.
Um den Begriff analog zu motivieren, wird — nach einer Erklärung, was in diesem Zusammenhang unter Repräsentation verstanden werden sollte — die eher intuitive Begriffsbestimmung HAUGELANDs vorgestellt, da sie einige der landläufig mit analog in Verbindung gebrachten Aspekte zusammenträgt. Diese Bestimmung läßt sich innerhalb des formalen Rahmens eines Repräsentationssystems, wie ihn STEPHEN E. PALMER anbietet, einbetten. Daher wird der Vorschlag PALMERs, analog als isomorphe Abbildung mit bestimmten Bedingungen anzusehen, aufgegriffen und geeignet erweitert NED BLOCK präsentiert ein weiteres, etwas anderes Verständnis von analog. Er betont den prozeduralen Aspekt, der auf einer unterhalb der Repräsentation anzusiedelnden Ebene mit ihm verbunden ist.
Ausklang der Arbeit bilden einige kurze Bemerkungen zu der Frage, inwieweit Computermodelle als Repräsentationen mentaler Modelle, die ja einen analogen Anteil aufweisen, dienlich sein können.
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References
Wessells, M. G. (1984): Kognitive Psychologie. New York: Harper & Row.
Ich werde im Verlauf der Arbeit nicht zwischen ‘propositiona’ und ‘digital’ unterscheiden und sie nach stilistischen Gesichtspunkten wechselseitig verwenden.
Newell, A.; Simon, H.A. (1981): Computer science as Empirical Inquiry: Symbols and Search. In: John Haugeland (Hrsg.): Mind Design. Cambridge/Mass., London (England): The MIT Press. 35–66.
Russell, B. (1959): My philosophical development. London: George Allen & Unwin Ltd. (pb. 1975).
Frege, G. (1884): Die Grundlagen der Arithmetik. Breslau: Koebner.
Zu dieser Zeit unterscheidet FREGE noch nicht zwischen Sinn und Bedeutung.
Dieses Vorgehen hatte allerdings seine Berechtigung, da es FREGE vor allen Dingen erst einmal darum ging, die Mathematik auf eine solide, nicht-psychologische Basis zu stellen. Auch in Sinn und Bedeutung (FREGE, G. (1892): Sinn und Bedeutung. Ztschr. f. Philosophie und philosophische Kritik, NF 100, 25-50) strebt er eine von den praktischen Gegebenheiten des Lebens unabhängige Untersuchung an. Die Ontogenese darf bei der Semantik keine Rolle spielen. Die KI-Forschung hingegen stellt sich die Aufgabe, mentale Bilder trotz ihres psychologischen Charakters berechenbar zu machen.
Diese Argument taucht bei PYLYSHYN (1973) (wieder) auf, der wie FREGE (1882: 49) davon ausgeht, daß sich Menschen beim Denken nur eines einzigen, sprachähnlichen Mittels bedienen. (FREGE, G. (1882): Über die wissenschaftliche Berechtigung einer Begriffsschrift. Ztschr. f. Philosophie und philosophische Kritik, NF 81, 48-56)
Daß Bilder (Piktogramme) dem menschlichen Denken angemessen sind, sieht man m.E. auch an der Tatsache, daß bildhafte Betriebssystemoberflächen bei Personal Computern (z.B. der FINDER beim Apple Macintosh oder WINDOWS, GEM und PRESENTATION MANAGER beim IBM PC) sehr viel leichter und schneller verstanden und bedient werden als nicht bildhafte wie z.B. MS-DOS oder CP/M.
Dieses Faktum war nicht der Introspektion zugänglich und ist ein Indiz dafür, daß Imageryphänomene nicnt durch die Erwartungshaltung der Vpn hervorgerufen werden.
Dieses Experiment dient, wie auch Experiment 1, nicht dem Nachweis der Existenz mentaler Bilder, sondern versucht, einige ihrer Eigenschaften zu extrahieren — hier die Eigenschaft, räumliche Information zu bewahren.
Dies war bei einem anderen Experiment (KOSSLYN 1980: 39f.) von DANIEL BOBROW, einem Gegnern bildhafter Repräsentationen, als mögliche Erklärung für die bei diesem Experiment benötigte Zeit angeführt worden (vgl. Kosslyn:1980: 39).
Dies ist sicherlich eines der wesentlichsten Kriterien einer nicht-propositionalen Repräsentation. Allerdings ergibt sich im Zusammenhang mit Holographien die Frage, wie dies im Einzelfall zu verstehen ist, da ein (physikalischer) Teil einer Holographie wieder — wenn auch etwas verschwommener — das ganze Bild und nicht nur einen Teil davon ergibt.
Ein KI-Ansatz, der sowohl ein bildhaftes und als auch ein propositionales Repräsentationsformat verwendet, ist das IBM-Projekt Lilog. Überlegungen zur Interaktion der beiden Formate finden sich in Pribbenow (1989).
So können wir die Gefühle anderer Menschen nur mittels eines Analogieschlusses verstehen, sie als den unseren ähnlich erachten — wir sind dazu berechtigt, weil eine weitgehende Übereinstimmung der Grundstruktur vorzuliegen scheint-, nachprüfen können wir diese Gleichheit oder Ähnlichkeit der Gefühle jedoch nie (vgl. Russell, B. (1948): Human knowledge: Its scope and limits. London: George Allen & Unwin Ltd.).
So berichten auch Freksa Et Al. (1985: 134), daß der Begriff analog häufig verwendet wurde, um kontinuierliche Repräsentationen von kontinuierlichen Eigenschaften gegen diskrete, digitale Repräsentationen abzugrenzen. GOODMAN (1976: 160) stellt die Dichte des Mediums als eine der definierenden Eigenschaften von Analogizität heraus. SLOMAN (1975) hingegen nimmt den entgegengesetzten Standpunkt ein und geht davon aus, daß analog und kontinuierlich nichts miteinander zu tun haben.
Es wird nur verlangt, daß Gegenstände, die sich in Wr ähneln, dies auch in irgendeiner Form in Wa tun.
“Die Möglichkeit aller Gleichnisse, der ganzen Bildhaftigkeit unserer Ausdrucksweise, ruht in der Logik der Abbildung. Der Satz ist ein Bild der Wirklichkeit. Der Satz ist ein Modell der Wirklichkeit, so wie wir sie uns denken. Der Satz zeigt seinen Sinn.” (WITTGENSTEIN 1921,1977: 4.015,4.01,4.022). Eine modelltheoretische Rekonstruktion der WITTGEN-STEINSCHEN Abbildtheorie findet sich bei STEGMüLLER (1966). Aufbauend auf diese Untersuchung ist — an anderer Stelle — sicherlich eine Einordnung dieses Ansatzes der analytischen Sprachphilosophie in die gegenwärtige Diskussion um das ‘Gegensatzpaar’ analog — propositional möglich und wünschenswert.
Wittgenstein, L. (1921): Tractatus logico-philosophicus. Frankfurt /M.: Suhrkamp 197712.
Stegmüller, W. (1966): Eine modelltheoretische Präzisierung der Wittgen-steinschen Bildtheorie. Notre Dame Journal of Formal Logic Vol. VII, 181–195.
StegmÜller, W (1970): Aufsätze zu Kant und Wittgenstein. Darmstadt: WB, 62–76))
Reinhardt, F./Soeder, H. (1974): DTV-Atlas zur Mathematik. Band 1: Grundlagen, Algebra und Geometrie. München: DTV 19846.
Natürlich ist auch eine andere Einteilung denkbar.
An dieser Stelle müßte sich eine genauere Untersuchung anschließen, bei der geklärt wird, welche Unterscheidungen im Bereich des bildhaften Mediums sinnvoll sind. Damit könnten z.B. graphische, schematische, bildhafte bzw. ikonische Darstellungen voneinander abgegrenzt werden (vgl. Stachowiak, H. (1973): Allgemeine Modelltheorie Wien, New York: Springer 159f
(1) Das Man sieht sie nicht-Argument: Wenn man in den Kopf schaut, findet man keine Bilder.
Das Hilfsmittel-Argument: Manipulationen eines mentalen Bildes setzen einen inneren Manipulator (Homunkulus) und Hilfsmittel zur Manipulation wie Scheren, Klebstoff etc. voraus. (Zur Homunkulus-Debatte siehe HAUGELAND 1985 oder REHKäMPER 1988 (REHKäMPER, K. (1988): Rezension von Haugeland, J. (1987): Künstliche Intelligenz — Programmierte Vernunft. Hamburg: McGraw-Hill. KI, 88 (1), 72–79))
Hier sollte der terminus technicus ‘mentales Modell’ nicht ausschließlich in dem Sinn verstanden werden, wie ihn JOHNSON-LAIRD benutzt, sondern in einem weiteren Sinne.
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Rehkämper, K. (1990). Mentale Bilder — Analoge Repräsentationen. In: Freksa, C., Habel, C. (eds) Repräsentation und Verarbeitung räumlichen Wissens. Informatik-Fachberichte, vol 245. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-84235-1_5
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