Zusammenfassung
Vorab. Wer von den Leserinnen und Lesern dieser Zeilen ist der Auffassung, daß ihr oder sein persönliches Leben durch die Entwicklung von Technik in den letzten fünf oder sogar zehn Jahren angenehmer, schöner geworden ist? Oder wer kennt Menschen, die diese Frage positiv beantworten können? Wer glaubt außerdem, daß speziell die Informationstechnik dazu beigetragen hat? Ich möchte die Frage verstanden wissen in dem Sinn, wie z.B. die Waschmaschine in den 50er und 60er Jahren das Leben erleichtert hat. Ist es die Elektronik im Automobil oder der fernbedienbare Videorecorder, die sämtliche negativen Auswirkungen kompensieren können und ein positives Gesamtbild prägen? Ich muß gestehen, ich kann auch keine umfassende Antwort geben, nehme mir aber das Recht, diese Frage dennoch (für mich) zu stellen. Allerdings eine Antwort liegt nahe und trifft alle, die in technischen Berufen arbeiten: Sie bestreiten damit ihren Lebensunterhalt, ob angenehm oder nicht, unabhängig davon, ob die von ihnen erstellten Produkte und Dienstleistungen die Lebensqualität erhöhen. Oder um die Frage unmißverständlich zu stellen: Wer von den Informatikerinnen und Informatikern würde gerne an den von ihnen nach allen Gesichtspunkten der Computerkunst gestalteten Büroarbeitsplätzen arbeiten müssen? Täglich?
Wohin verabschiedet die Informationstechnik den Taylorismus? Auf die Reise von der Arbeitswelt in die Lebenswelt. Als allgegenwärtiger Manager zieht er sich immer mehr zurück. Die Arbeitswelt ist ihm zu eng geworden. Nach Jahrzehnten erfolgreicher Tätigkeit gönnt er sich zunehmend den Ruhestand und widmet sich der Lebenswelt. Als kundiger Sachwalter seiner Interessen in der Arbeitswelt vertritt ihn die Informationstechnik. Er weiß sich durch die Informatik als Wissenschaft von der Maschinisierung der Kopfarbeit gut beraten. In seinem Gepäck befördert der Reisende wohlfeile Produkte und Dienstleistungen als verlockende Angebote, aber versehen mit dem Stempel des Besitzers. Nicht mehr bei der Erstellung von Produkten und Dienstleistungen leistet er seine Dienste, Produkte und Dienstleistungen tragen den Taylorismus in sich selbst und damit in alle Winkel dieser Erde. Nicht als Manager in der Organisation der lebendigen Arbeit findet der Taylorismus seine Erfüllung, sondern als Globetrotter durch die Welt des Lebens, verkörpert durch Produkte und Dienstleistungen erweist er seine wahre Größe. Die Informatik vollendet die Theorien von Babbage, Smith, Taylor und Ford.
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Literatur
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Voet, L. (1987). Organisation durch vernetzte Bürosysteme: Wohin verabschiedet die Informationstechnik den Taylorismus?. In: Paul, M. (eds) GI — 17. Jahrestagung Computerintegrierter Arbeitsplatz im Büro. Informatik-Fachberichte, vol 156. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-01110-2_71
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