Zusammenfassung
Die Schönheit und Stärke interdisziplinärer Arbeit liegt in der Fähigkeit zur Kritik an disziplinären Positionen. Hier liegt aber auch ihre Schwierigkeit, da die Fähigkeit verpflichtet und die Kritik sich gegen die eigene Arbeit kehrt. Das wird meist anders gesehen: Interdisziplinarität weite den eigenen Blick und stärker so die disziplinare Position; erschwert werde die Arbeit durch die unterschiedliche Sprache, die die Kommunikation störe (vgl. Kocka 1987). Wir senden und entschlüsseln aber nicht einfach Botschaften, wenn wir kommunizieren; eher formulieren wir beim Zuhören für uns die Fragen, auf die das Gehörte die Antwort liefert, und müssen entsprechend reden, wenn wir verstanden werden wollen (vgl. Siefkes 1995b). Das gilt auch für wissenschaftliche Kommunikation. Beim interdisziplinären Arbeiten können wir nicht einfach Ergebnisse aus anderen Disziplinen übernehmen; wir müssen die Fragestellungen verstehen. Fragen macht kritisch, führt weg aus der sicheren Mitte. So finden wir uns bei der interdisziplinären Arbeit, wenn sie fruchtbar sein soll, eher in den Randbereichen der Disziplinen, die Grenzen weichen auf, werden durchlässiger, die Disziplinen entwickeln sich, die eigene Position wird fragwürdiger, schwieriger zu vermitteln.1
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Siefkes, D. (1998). Die Rolle von Gruppenprozessen in der Informatikgeschichte. In: Siefkes, D., Eulenhöfer, P., Stach, H., Städtler, K. (eds) Sozialgeschichte der Informatik. Studien zur Wissenschafts- und Technikforschung. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08954-4_6
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