Zusammenfassung
Informatik und Wirtschaftsinformatik werden von vielen Bürgern als die Kerndisziplinen angesehen, die uns erfolgreich in die digitale Gesellschaft führen können. Während sich die Informatik gern als Grundlagenwissenschaft versteht, sieht die Wirtschaftsinformatik ihre Aufgabe in der betriebswirtschaftlichen Nutzenmaximierung durch Gestaltung informationstechnischer Systeme. Ergänzungsbedürftig für beide Disziplinen erscheint uns eine Diskussion über den Kern der beruflichen Tätigkeit ihrer Absolventen und welche curricularen Anforderungen sich daraus ergeben. Wir sehen sie als Change Agents für die soziotechnische IT-Innovationsentwicklung und den IT-Innovationstransfer. Dafür benötigen sie neben ihrer Fachexpertise methodisch abgesichertes transdisziplinäres Orientierungswissen. Ein Katalog wird zu diesem Zweck vorgestellt. Beide Disziplinen sollten ihren Blick verstärkt auf die Anforderungen der digitalen Gesellschaft richten, die neben der betrieblichen Systemwelt die Lebenswelt als Entwicklungs- und Nutzungskontext umfasst. In der Lebenswelt spielt die betriebswirtschaftliche Primärmotivation häufig eine untergeordnete Rolle. Viele relevante Zukunftsfragen der digitalen Gesellschaft spielen sich außerhalb der Wissenschaften und der anwendenden Organisationen ab, wirken aber permanent auf diese zurück. Wechselwirkungen und Nebenfolgen werden dann zu einem zentralen Thema für Informatik und Wirtschaftsinformatik.
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Rolf, A., Möller, A., Funk, B. et al. Freie Pizzawahl für Informatiker und Wirtschaftsinformatiker. Informatik Spektrum 36, 90–98 (2013). https://doi.org/10.1007/s00287-012-0620-9
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