Zusammenfassung
Auch die Wurzeln der empirischen Methoden der Netzwerkforschung reichen weit zurück. An erster Stelle ist Jacob Moreno (1953, zuerst 1934) zu nennen, der Sympathie- Antipathie-Netzwerke untersuchte und bereits eine Reihe von formalen Methoden – angefangen von der Adjazenzmatrix bis hin zu visuellen Darstellungsformen entwickelt hat. Die Pionierleistung von Moreno wird jedoch geschmälert durch heute nicht mehr haltbare gesellschafts- bzw. ordnungspolitische Vorstellungen. Auch in der englischen Sozialanthropologie und in der Ethnologie wurde bereits in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts mit (quasi) netzwerkanalytischen Methoden gearbeitet. Die entscheidende Wende brachte dann die in den 1960er und 1970er Jahren in Harvard tätige Arbeitsgruppe, in dessen Mittelpunkt Harrison C. White stand. Insbesondere die von ihnen entwickelte Blockmodellanalyse ermöglichte die Betrachtung von Netzwerken auf einem höheren Abstraktionsniveau, nämlich in Bezug auf Positionen und Rollensets. Die methodischen und auch theoretischen Implikationen der Blockmodellanalyse können kaum überschätzt werden. Sie führte eindringlich vor Augen, dass das Nichtvorhandensein von Beziehungen mitunter strukturell bedeutsamer sein kann als das Vorhandensein konkreter Beziehungen. Damit war auch der Weg geebnet für die Analyse struktureller Löcher. Die theoretische Implikation der Blockmodellanalyse besagt, dass Akteure, die in gleicher oder zumindest ähnlicher Weise mit anderen Akteursgruppierungen in Beziehung stehen, als strukturell äquivalent zu werten sind. Sie sind ähnlichen Einflussnahmen ausgesetzt und können in die Netzwerkprozesse nur in spezifischer Form – nämlich über die konkret vorherrschenden direkten und indirekten Beziehungen – eingreifen. Dies legitimiert zu einer abstrakteren Betrachtung zu wechseln: Nicht mehr Akteure und ihre Beziehungen werden analysiert, sondern zu Positionen zusammengeführte äquivalente Akteure und das Beziehungsmuster zwischen diesen Positionen stehen nun im Untersuchungsfokus.
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Literatur
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Stegbauer, C., Häußling, R. (2010). Einführung: Methoden der Netzwerkforschung. In: Stegbauer, C., Häußling, R. (eds) Handbuch Netzwerkforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92575-2_30
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