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Raumorientierung in der Netzkommunikation. Korpusgestützte Untersuchungen zur lokalen Deixis in Chats

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Die Dynamik sozialer und sprachlicher Netzwerke

Zusammenfassung

Bei der Kommunikation in Computernetzen ist die Koordination zwischen den Beteiligten aufgrund der speziellen technologischen Rahmenbedingungen erschwert. Dennoch erfreut sich das Kommunizieren „im Netz“ ungebrochen hoher Popularitätswerte – nicht nur in Foren, Chats und „sozialen Netzwerken“ im Freizeitbereich, sondern immer mehr auch in professionellen Nutzungskontexten (vgl.Beißwenger und Storrer 2005; Storrer 2007). Dies legt nahe, dass die Nutzerinnen und Nutzer Strategien entwickeln, um ein erfolgreiches Verständigungshandeln unter den technologisch gesetzten Rahmenbedingungen möglich und die Potenziale internetbasierter Kommunikation effizient nutzbar zu machen.

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Notes

  1. 1.

    Ausschnitt (gekürzt) aus einem „Plauder·Chaf’ im Freizeitbereich (Dortmunder Chat-Korpus, Dokument 2221005). Sprünge in der Nummerierung der Chat-Beiträge ergeben sich in diesem wie auch in allen folgenden Beispielen durch die Auslassung von Beiträgen aus dem OriginalDokument, die für das, was das Beispiel belegen soll, nicht relevant sind. Die vollständige Sequenz kann im Dorbnunder Chat-Korpus unter http://www.chatkorpus.tu-dortmund.deeingesehen werden.

  2. 2.

    Angelika Storrer danke ich auch für wertvolle Anregungen und Diskussionen bei der Konzeption des vorliegenden Beitrags.

  3. 3.

    http://www.chatkorpus.tu-dortmund.de

  4. 4.

    Zur Anadeixis vgl. auch Ehlich (2007).

  5. 5.

    Zu den Äußerungs und Wahrnehmungsbedingungen beim Kommunizieren im Chat und ihren grundlegenden Unterschieden zu mündlichen Gesprächen vgl. im Überblick Z.B. Beißwenger (2010: 353-261), zu den Auswirkungen dieser Unterschiede auf die Handlungskoordination zwischen den Beteiligten in der einen wie der anderen Form vgl. ausführlich Beißwenger (2007).

  6. 6.

    Gesichtet wurden zwei Subsets der Daten aus dem Dortmunder Chat-Korpus mit 66.592 Nutzerbeiträgen (707.132 lfd. Wortformen), die insgesamt 1.472 Vorkommen der Lokaldeiktika ,hier‘ und ,dort‘ enthalten. Dieser Korpusausschnitt bildet auch die Datengrundlage für die in Abschnitt 4 beschriebene quantitativ-qualitative Untersuchung.

  7. 7.

    Dass der Timestamp des ersten Benutzerbeitrags in der abgebildeten Sequenz (13:06:45, Format Stunde:Minute:Sekunde) den Eintreffenszeitpunkten aller anderen Beiträge zeitlich nachgeordnet ist, hat damit zu tun, dass mit seiner Anfrage zur Kontaktaufhahme über das Chat-Angebot der Universitätsbibliothek der Benutzer bereits seine Frage mit übermittelt. Diese wird während des Chats als erster Beitrag angezeigt. Das System speichert für diesen Initiativbeitrag, der den thematischen Rahmen für die gesamte Chat-Sitzung repräsentiert, den Zeitpunkt der Beendigung der Chat-Sitzung als Timestamp ab; für alle übrigen Beiträge, die im Rahmen der Sitzung ausgetauscht werden, stellt der Timestamp den Eintreffenszeitpunkt beim Server dar. Der erste in der Sequenz angezeigte Beitrag wurde also tatsächlich als erster verschickt und angezeigt, obwohl der Timestamp einen Zeitpunkt wiedergibt, der nach dem EintrefFenszeitpunkt des letzten Beitrags der Sequenz liegt. Die in die Bearbeitung der Frage des Benutzers eingeschobene GrußGegengruß Sequenz (Beiträge 3 und 5) hat damit zu tun, dass der Benutzer seine Anfrage vorab übermittelt hat, die Auskunftsperson aber erst mit ihrem ersten Bei-trag (Beitrag 2) in den Chat eintritt. Entsprechend kann die Dialogeröffiiung – „hallo!:)“/„Hallo!“ – von den Beteiligten – bedingt durch die technische Prozedur für die Initiierung einer Chat-Sitzung im betreffenden Chat-Angebot – erst nachträglich zur thematischen Spezifikation des Anliegens des Ratsuchenden geleistet werden. (Zu Besonderheiten bei der sequenziellen Organisation von Chat-Diskursen und ihren Ursachen vgl. Beißwenger 2007.)

  8. 8.

    Das Chat-Verlaufsprotokoll ist dabei nicht gleichzusetzen mit dem Interface, das das Chat-Verlaufsprotokoll anzeigt. Im Falle von Webchats ist ein (zentraler) Bereich der WWW-Schnittstelle für die Anzeige des Verlaufsprotokolls reserviert, während in den übrigen Bereichen andere Inhalte und Funktionen dargestellt werden, die z. T. die Benutzung des Chat unterstützen (Z.B. Formularfeld für die Eingabe eigener Beiträge, Links zu Hilfeseiten etc.), z. T. der Einbettung des Chat-Angebots in die Struktur der übergeordneten Website oder anderen Zwecken dienen (Navigationsleisten, Logos, Werbeeinblendungen). Im Falle von Internet Relay Chats (IRC) erfolgt der Zugriff über eine Client-Software, die neben dem Chat-Verlaufsprotokoll ebenfalls weitere Funktionen und Bildschirmbereiche umfasst. Wie in Abschnitt 3.3 gezeigt wird, weist das Verlaufsprotokoll, wenn es als Verweisraum genutzt wird, eine andere topologische Struktur auf als die WWW-Seite, in der es beim Chatten angezeigt wird.

  9. 9.

    Fiir den Timestamp des ersten Beitrags in der abgebildeten Sequenz gilt dasselbe wie für den ersten Beitrag in BeispielS (vgl. die Erläuterung in Fußnote 7).

  10. 10.

    Zu Nutzermetaphern im World Wide Web vgl. auch Storrer (2004).

  11. 11.

    Interessanterweise ist im ursprünglichsten aller Chat-Dienste – dem Internet Relay Chat (IRC) – nicht die Raum-, sondern die Kanalmetapher als Chiffre für die kommunikative Kontaktmöglichkeit gebräuchlich: Anstatt von „Räumen“ ist dort von „Channels“ die Rede – eine Metapher, die, in Anlehnung an den CB-Funk und im Gegensatz zur Metapher des „Raumes“, eher das Trennende bzw. die Überbrückungsleistung denn das Verbindende akzentuiert.

  12. 12.

    Zu den Besonderheiten metaphorischer Chat-Räume vgl. weiterhin Storrer (2001: 18f.) und Beißwenger (2002: 282-284).

  13. 13.

    Beispiele für Chat-Sequenzen dieser Art, die Züge spontaner Stegreifiheaterspiele aufweisen, sind in Beißwenger (2000: 183-200) und Beißwenger/Storrer (2012) beschrieben. Vergleichbare Sequenzen konnten auch für die Freizeitkommunikation im Usenet nachgewiesen werden (Bücker 2010:67ff.).

  14. 14.

    Das Verweisen auf denselben Punkt im (gedachten) Raum aus zwei unterschiedlichen Perspektiven unter Wechsel des Deiktikons, aber unter Beibehaltung des quasideiktischen Ausdrucks belegt im übrigen sehr anschaulich die semantischen Unterschiede zwischen „echten“ Deiktika und quasideiktischen Ausdrücken.

  15. 15.

    Einige Chats bieten ihren Nutzern die Möglichkeit, mittels eines Codes einen speziellen Typ von Kommunikationsbeitrag zu erzeugen, der den eigenen Teilnehmernamen (Nickname) integriert und der es erlaubt, eine Aussage über den eigenen Chat-Charakter in der 3. Person (und damit aus einer quasi-auktorialen Außensicht) zu formulieren. Solche „Aktionsbeiträge“ bzw. „Beiträge mit Zuschreibungscharakter“ (vgl. Beißwenger 2000: 87-94) werden insbesondere in Spielsequenzen gerne genutzt. Ihr Gebrauch ist nahezu ausschließlich auf „Piauder-Chats“ im Freizeitbereich beschränkt (Storrer 2007: 55).

  16. 16.

    http://www.chatkorpus.tu-dortmund.de

  17. 17.

    STACCADoist eine GUI-basierte Java-Anwendung, die von Bianca Stockrabm speziell für die Formulierung und Durchführung von Suchanfragen über dem Datenbcstand des Dorbnundcr Chat-Korpus programmiert wwde (vgl. http://www.chatkorpus.tu-dorbnund.delstaccado.html).

  18. 18.

    Für Unterstützung bei der Auswertung der Korpusdaten danke ich Laura Häckel, Tatjana Kindop, Alla Krasnokutskaya, Alexander Kurek und Bianca Stockrahm.

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Beißwenger, M. (2013). Raumorientierung in der Netzkommunikation. Korpusgestützte Untersuchungen zur lokalen Deixis in Chats. In: Frank-Job, B., Mehler, A., Sutter, T. (eds) Die Dynamik sozialer und sprachlicher Netzwerke. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93336-8_11

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