Semantik und sprachliche Information

Zusammenfassung

Welches sind die Erwartungen an einen Philosophen, der auf einer KI-Veranstaltung wie dieser spricht? Nun, Philosophen sind unter anderem dazu da, Begriffe zu klären, und so könnte es na-heliegen, eine Begriffsbestimmung der Künstlichen Intelligenz als wissenschaftlicher Disziplin zu versuchen. Mit Thomas Kuhns „Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen“ [6] in der Hand könnte man mit den dort genannten Kriterien darangehen, das Stadium der Entwicklung einer Wissenschaft zu bestimmen, in dem sich die KI zur Zeit befindet. Nehmen wir zu ihren Gunsten an, die Disziplin habe bereits die Schwelle zur paradigmatischen Phase überschritten; eines der Kuhnschen Kriterien für diese Phase, die Gründung von Fachvereinigungen und Fachzeitschriften, ist zum Beispiel erfüllt (außerdem sind beträchtliche Erfolge in Teilbereichen, wie etwa dem Bildverstehen und der Robotik, zu verzeichnen). Die Frage ist dann, ob die KI gegenwärtig das treibt, was Kuhn „normale Wissenschaft“ nennt: auf der Grundlage einer strengen Abgrenzung ihres Gegenstandsbereichs, einer klar umrissenen Menge von zulässigen Methoden und exemplarischen Beispielen findet danach eine sozusagen „bienenfleißige“ Akkumulation von Fakten und Problemlösungen statt. In einer solchen Phase gibt es keine beunruhigenden Anomalien, und ausgedehnte Grundlagendiskussionen finden nicht statt.