Zusammenfassung
Ein Tier reagiert anders als ein lebloser Körper, z.B. ein Ball. Reagiert es auch anders als eine differenziert programmierte Maschine? Wenn ein Ball angestoßen, getreten oder geworfen wird, dann fliegt oder rollt er in einer bestimmten Weise und bleibt schließlich irgendwo liegen, bis er erneut angestoßen wird. Sein Verhalten läßt sich weitgehend als Resultat der auf ihn einwirkenden mechanischen Kräfte — Druck- und Drehimpulse, Reibung, Erdanziehung — auffassen und in Grenzen exakt beschreiben, berechnen und vorhersagen, auch wenn sich seine Eigenschaften z.B. mit Temperatur und Feuchtigkeit ändern können. Wenn ein Hund entsprechend heftig angestoßen oder getreten wird, dann kann er aufjaulend wegspringen oder sich umdrehen und zuschnappen. Er kann ruhig bleiben oder sich aufregen, sich zurückziehen oder sich in eine heftige Aktion hineinorganisieren. Wenn man einen Dackel ruft, kann es sein, daß er kommt — es kann aber auch sein, daß er sitzen bleibt. Wenn man erneut und lauter ruft, kann es sein, daß er jetzt kommt — es kann aber auch sein, daß er wegläuft. Das Tier kann, muß aber nicht. Was geht da vor? Wie ist das System organisiert? Wie organisiert sich die Aktion eines Tieres? W s bestimmt sein Verhalten? Woraus besteht der Kontrollraum seiner Dynamik, was sind die Randbedingungen, was mögliche Störungen? Wie arbeitet sich eine Entscheidung heraus? Gibt es Möglichkeiten, die Dynamik des Tieres so zu erfassen und zu verfolgen, daß sich die „Entscheidungen“ des Systems vorhersagen lassen? Besteht ein grundsätzlicher Unterschied zur Dynamik einer Maschine?
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© 1992 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
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Hendrichs, H. (1992). Die Individuelle Selbstgestaltung von Umwelt und Wohlbefinden bei Säugetieren: Zu Möglichkeiten und Grenzen des Selbstorganisationsansatzes. In: Niegel, W., Molzberger, P. (eds) Aspekte der Selbstorganisation. Informatik-Fachberichte, vol 304. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-77485-0_3
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