Abstract
Der medientheoretische Grundbegriff der Virtualität hat seine tiefsten Wurzeln in der christlichen Theologie, genauer: im regelgeleiteten Spiel der Bedeutungen, zu dem das immer neue verstehen Müssen der biblischen Texte in Gestalt der Allegorese provoziert. Auf dieser Basis kann eigentlich gar nicht mehr überraschen, dass Theoreme der Theologie zu Interpretationsrastern medialer Programme werden: der Sprachenwirrwarr beim Turmbau von Babel nicht anders als sein Gegenbild, das Pfingstereignis, da jeder den anderen in seiner Muttersprache versteht, also sich die Dimension einer universalen Kommunikation öffnet. Doch zugleich kippt diese Technotheologie um in eine digitale Spiritualität, die die menschliche Leiblichkeit wegen ihrer Anfälligkeit für Funktionsdefizite und speziell wegen der Sterblichkeit als zu überwindendes Hindernis in der Entwicklung der Menschheit denunziert und dadurch in heftigen Konflikt mit der Anthropologie der Weltreligionen Judentum, Buddhismus und Christentum gerät.
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Müller, K. (2014). Vom Tanz der Signifikanten – Die theologischen Wurzeln der Virtualität. In: Jeschke, S., Kobbelt, L., Dröge, A. (eds) Exploring Virtuality. Springer Spektrum, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03885-4_4
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