Zusammenfassung
Seit einigen Jahrzehnten befindet sich die Bundesrepublik in einer Phase eines stürmischen Sterblichkeitsrückgangs, in den auch die oberen Altersstufen einbezogen sind. Entsprechend optimistisch ist das Statistische Bundesamt in seinen aktuellen Mortalitätsprognosen, wo mit einem anhaltenden zukünftigen Sterblichkeitsrückgang gerechnet wird. Auch wenn darüber kaum belastbare Daten existieren, dürfte die Sterblichkeit Pflegebedürftiger höher sein als die gleichaltriger Nicht-Pflegebedürftiger. Ein allgemeiner Sterblichkeitsrückgang wird den pflegebedürftigen Teil der Bevölkerung, der besonders in den oberen Altersstufen hoch ist, ebenfalls erfassen. Fraglich bleibt alleine, ob Pflegebedürftige unter- oder überdurchschnittlich betroffen sein werden. Bereits das allgemein gültige Heterogenitätsargument wird dafür sorgen, dass der Anstieg in der Zahl der Überlebenden unter den Pflegebedürftigen überdurchschnittlich stark ausfallen wird. Einzig eine Verschiebung auf höhere Altersstufen scheint wahrscheinlich, was aber langfristig den erwarteten Belastungsanstieg kaum abmildern dürfte.
Abstract
Primarily due to a strong decline in cardiovascular mortality Germany experiences an ongoing rapid increase in longevity since some decades. This mortality decline also includes the higher ages and is reflected in optimistic official mortality projections for the next 50 years. Long-term care is heavily concentrated on the highest ages. The newly introduced long-term care in insurance system will automatically be affected by a continuing increase in surviving elderly. The heterogeneity argument shows that prevalence rates of long-term care will increase as a reaction to the mortality decline.
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Dinkel, R.H. Die Auswirkungen eines anhaltenden Sterblichkeitsrückgangs auf die dauerhafte Finanzierungsfähigkeit der gesetzlichen Pflegeversicherung. AStA Wirtsch Sozialstat Arch 4, 19–42 (2010). https://doi.org/10.1007/s11943-010-0075-x
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