Lenin und die Volkszählung in Russland 1920

Zusammenfassung

Der hundertste Geburtstag der Deutschen Statistischen Gesellschaft und die aktuelle Volkszählung in Deutschland dienen als Anlass eines historischen Rückblicks: Wie ist man zu einer anderen Zeit, in einem anderen Land und in einer anderen Wirtschaftsordnung mit der amtlichen Statistik umgegangen? Welche Fehler wurden seinerzeit gemacht und was kann man daraus lernen? Die Ausführungen fokussieren sich auf die Person von Wladimir Iljitsch Uljanow (Lenin), der als Vorsitzender des Rates der Volkskommissare der RSFSR intensiv mit statistischen Angelegenheiten befasst war. Der Beitrag beleuchtet und kommentiert Äußerungen und Anordnungen Lenins zur amtlichen Statistik im Allgemeinen und speziell zur Volkszählung 1920 und will dazu anregen, sich mit der Bedeutung der Statistik in totalitären Staaten auseinanderzusetzen.

Abstract

On the occasion of the 100th anniversary of the German Statistical Society and the current German population census, we look back on how official statistics proceeded in another country and in a different economic system 90 years ago. Which mistakes were made then and what can we learn from them today? The survey focusses on the Vladimir Ilyich Uljanov (Lenin) in his function as the Chairman of the Council of People’s Commissars of the RSFSR, who was much more involved in statistical affairs than is commonly thought. We present and comment upon statements and decrees issued by Lenin concerning official statistics in general and the 1920 population census in particular, hoping to stimulate a more thorough discussion of the role of statistics in totalitarian regimes.